|
![]() |
|
Tanja Boesch ist 41 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Söhne, acht- und zwölfjährig. Im Alltag ist sie für die Kinder zuständig, ihr Mann arbeitet 100 Prozent. Wenn Tanja Boesch nicht zu Hause ist, schauen ihr Mann oder die Grosseltern den Kindern. Je älter die Kinder werden, umso mehr engagiert sie sich auch ausser Haus. So arbeitet sie für die Stadt Dübendorf in der Kinder- und Jugendarbeit, ist Koordinatorin des Familienzentrums, Präsidentin der Elterngruppe und gestaltet als Webdesignerin Internetseiten. | Hausfrauen der Schweiz – vereinigt euch! Das Ansehen der Hausfrauen verbessern ist das erklärte Ziel der Hausfrauen- und Hausmännergewerkschaft. Eine Handvoll kämpferischer Dübendorferinnen und ein Dübendorfer hatte den Verein im vergangenen November gegründet. Zwei davon sind Tanja Boesch und Susi Jenny. Im Interview mit Flavia Sutter legen sie ihre Meinung zur ausserfamiliären Betreuung dar und berichten über Sinn und Zweck ihrer Gewerkschaft. Info-Bulletin: Wie kam es zur Gründung der Hausfrauen- und Hausmännergewerkschaft? Bei Tanja Boesch und anderen Bekannten aus Dübendorf stiess meine Idee von einer Hausfrauengewerkschaft auf offene Ohren. Susanne Hänni, die jetzige Präsidentin, gab den Anstoss zur Gründung der Gewerkschaft, nachdem in Bern im vergangenen Frühling der Schweizerische Berufsverband der FamilienmanagerInnen gegründet worden war. Warum eine Gewerkschaft? Mit Absicht nennen wir uns nicht Familienverband, weil da niemand hinhört, der Titel Gewerkschaft zieht mehr. Wieso habt ihr keine Partei gegründet? Wie viele Mitglieder habt ihr bis jetzt? Was ist das Ziel der Hausfrauengewerkschaft? Tanja Boesch: Wichtig ist uns, dass vor allem bei den Frauen ein Umdenken stattfindet. Ein Beispiel: Eine Frau hat zehn Jahre lang für ihre Familie gesorgt und bewirbt sich dann für eine Stelle. Als sie gefragt wird, was sie in den letzten zehn Jahren gemacht habe, sagt sie: „Nichts.“ Das hat mit dem Selbstbewusstsein zu tun. Sie soll hinstehen und sagen: „Ich war zehn Jahre lang Mutter und Hausfrau.“ Und es soll für alle klar sein, was für ein verantwortungsvoller Job das ist. Wie kann man dieses Denken verbessern? Eine Aufgabe für die Gewerkschaft ist auch, dass wir die Arbeitgeber auffordern, Teilzeitarbeit für Männer zu ermöglichen. Ich finde es schlimm, wenn Männer, die Teilzeit arbeiten, von den Arbeitskollegen verspottet werden, sie seien keine richtigen Männer. Wenn ein Mann 60 Prozent arbeiten will, um sich um seine Familie kümmern zu können, dann soll das ermöglicht und akzeptiert werden. Alle beklagen sich, dass wir eine vaterlose Gesellschaft haben, aber niemand tut etwas dagegen. Was wollt ihr tun dagegen? Tanja Boesch: Wichtig sind uns auch kindergerechte Lebensräume. In städtischen Gebieten gibt es oft nur sterile Spielplätze, wenn überhaupt. Man muss Oasen schaffen für Kinder, wo sie Erfahrungen in der Natur sammeln können. Wie könnt ihr euch vorstellen, diese Forderungen umzusetzen? Was beschäftigt euch zurzeit? Im Tages-Anzeiger haben wir ein Inserat geschaltet, sozusagen ein offener Brief an die Kantonsräte, in dem wir ihnen unsere Anliegen in Sachen Blockzeiten und Klassengrössen ans Herz legen. Worum geht es bei den Blockzeiten? Susi Jenny: Diejenigen, die angewiesen sind auf vier Stunden am Morgen, haben diese Möglichkeit mit dem Mittagstisch. In eurer Broschüre steht, dass „Nicht oder nur teilweise erwerbstätige Eltern ihren Kindern mehr geben können als voll berufstätige, deren Kinder fremdbetreut werden“. Seid ihr gegen Krippen und Horte? Jede Familie muss für sich entschieden, wie sie es machen will mit der Betreuung. Für mich ist wichtig, dass die Qualität stimmt, das heisst erstens Konstanz der Betreuungspersonen, und zweitens ein grosses Wissen über Erziehung, Ernährung, Entwicklung und Sozialisierung. Und als Grundlage natürlich die Freude und das Interesse am Kind. Tanja Boesch: Ich finde, es braucht die ausserfamiliäre Betreuung ganz klar für die allein Erziehenden und für diejenigen, bei denen ein Lohn nicht reicht. Und auch wenn eine Frau wirklich arbeiten gehen will. Ein Grund für ausserfamiliäre Betreuung kann auch sein, wenn keine anderen Kinder da sind zum Spielen. Die Betreuung in Krippen und Horten hat aber schon Nachteile. So ist der Personalwechsel sicher nicht von Vorteil für das Kind. Schlussendlich kommt es aber auf die Qualität des Hortes an und genauso ist es auch bei den Familien. Es gibt viele schwierige Familienverhältnisse, wo es manchmal besser wäre, ein Kind besuchte den Hort. Ich finde es schade und kontraproduktiv, wenn man die beiden Betreuungsarten gegeneinander ausspielt. Susi Jenny: Wir müssen uns gegenseitig stützen und uns die Qualität zum Ziel setzen. Text: Flavia Sutter Bild: Flavia Sutter |
Susi Jenny hat drei Kinder im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren, sie ist verheiratet und lebt mit ihrer Familie in Dübendorf. Sie ist – selbstverständlich – Hausfrau und macht aber auch anderes nebenbei: Die ehemalige Kinderkrankenschwester gibt Babysitter- und Säuglingskurse. Ihr Mann arbeitet Vollzeit. Ist Susi Jenny nicht zu Hause, übernimmt er die Kinder, auch die Nachbarin hilft aus. Wenn sie zu Hause dereinst weniger gebraucht wird, möchte die 40-jährige eine Zusatzausbildung machen. |