Annette (42)    Kinder: Moritz (8½), Leonora (5)

 

Schon einige Monate nach der Geburt ihres ersten Kindes konnte Annette im Ingenieurbüro, in dem sie zuvor gearbeitet hatte, wieder stundenweise aushelfen. Das klappte hervorragend. In den Stillpausen schaute das Grosmami zum Baby oder sie wechselte sich mit ihrer Freundin mit Babysitten ab. Neben dem finanziellen Zuschuss war dies eine willkommene Abwechslung zum Familienalltag und auch der Kontakt zu ihren ehemaligen Kolleginnen und Kollegen blieb so erhalten.

Irgendwie hatte sie aber das Gefühl, dass ihr zu Hause die Decke auf den Kopf fällt und sie eigentlich wieder etwas tun wollte, was auch ihren Geist fordert. Ein Jahr später beschloss sie, ihr Arbeitspensum zu erhöhen und nach einem anderen Job Ausschau zu halten. Sie bewarb sich für eine gut bezahlte 40%-Stelle als Bibliothekarin in einer Consultingfirma. Die Firma hatte die Stelle eigentlich im 60%-Pensum besetzen wollen, kam ihr aber entgegen mit 40%.

Schon bald stellte sich heraus, dass dies ein ständiger Stress war. Die beiden Arbeitstage reichten für die übertragene Aufgabe in der Firma nicht wirklich. An einem dritten Wochentag hatte Annette noch die beiden Kinder ihrer Freundin bei sich, die im Gegenzug an einem ihrer Arbeitstage Moritz hütete. Für die Kletter- und Skitourwochenenden, die ihr Mann gerne geplant hätte, fehlte ihr ganz die Energie. Dazu kam, dass die Kinder oft krank waren und sie schliesslich auch noch mit einer Sehnenscheidenentzündung am Arm zu kämpfen hatte.

Annette kündigte ihren Job. Sie brauchte erst einmal Zeit, um wieder zur Ruhe zu kommen und gesund zu werden. Im Moment geniesst sie die Zeit, die sie hat und engagiert sich in zwei Vereinen. Sie leitet und koordiniert das Konditionstraining einer Sektion des Schweizer Alpen-Clubs SAC und sie ist Leiterin in der Frauenriege des Schweizerischen Turnvereins STV Horgen. Die Vorbereitung der Trainings beansprucht beansprucht zirka 5 Stunden pro Woche und die geleiteten Stunden nochmals 4 Stunden im Monat. Zusammen mit ihrem Mann leitet sie zudem das Familienbergsteigen des SAC Hoher Rohn.

Wenn die Kinder grösser werden, möchte sie sich wieder nach einem Job umsehen. Sind die Kinder einmal in der Berufslehre, möchte auch sie wieder einer Erwerbsarbeit nachgehen. «Es ist eben so» meint sie, «je länger man aus dem Erwerbsleben draussen ist, desto schwieriger wird es, wieder einzusteigen. Und, ehrlich gesagt, ich fühle mich schon auch ein wenig unter Druck. Die Mütter in unserer Strasse sind alle erwerbstätig. Da bekommt man schon etwas das Gefühl, man müsste doch eigentlich auch…»

 

Familienatmosphäre

Das gemütliche Beisammensein beim Nachtessen, wenn alle da sind. Und dann natürlich unsere gemeinsamen Ausflüge. Am Wochenende unternehmen wir immer irgendetwas, zum Beispiel Klettern oder Skifahren.

Highlights

Das schönste ist für mich, das Kind nach der Geburt in den Armen zu halten.

Damit kann man mich jagen

Die Kinder mit ihrem Verhalten im Strassenverkehr. Als Kleinkinder waren beide sehr undiszipliniert. Ich musste ständig auf der Hut sein. Auf die Palme bringen mich auch die Manieren beim Essen. Vor allem Moritz hängt gerne so richtig im Stuhl und nimmt die Finger zu Hilfe.

 

 

 

So organisiere ich mich

Wir kaufen unser Gemüse und auch Äpfel oft direkt beim Bauern ein auf dem Heimweg von einem Ausflug. Da ist die Auswahl zwar kleiner, aber da passe ich dann die Menus an.

Die Hausarbeiten verteile ich gleichmässig auf die Woche, damit ich nicht an einem Tag alles miteinander machen muss.

Typisch Hausfrau!

Ich bin eigentlich kein Putzfimmel, aber wenn ich den Boden frisch aufgenommen habe und alle trampen mit den schmutzigen Schuhen rein, dann kann ich schon mal laut werden.

Arbeitsteilung

Wir haben eine traditionelle Arbeitsteilung. Ich mache den Haushalt, mein Mann ist für das Einkommen zuständig. Er beteiligt sich am Haushalt, wenn ihn etwas stört. Die Spinnweben an der Decke sieht er auf Grund seiner Grösse zum Beispiel immer als erster.

 

 

 

So tanke ich auf

Beim Sport und vor allem beim Klettern. Klettern nimmt die volle Aufmerksamkeit in Anspruch. Das ist sehr erholsam, da vergisst man alles um sich herum.

Das treibt mich

Ich möchte, dass meine Kinder soziale Menschen werden und dass sie erfolgreich sind. Damit meine ich nicht in erster Linie finanziellen Erfolg, sondern dass sie mit ihrem Leben zufrieden sind und es ihnen gut geht. Dafür brauchen sie Aufmerksamkeit, dass man da ist, wenn sie fragen haben, ihnen zuhört.

Vor allem auch mein Mann wird von den beiden richtig in Beschlag genommen, wenn er zu Hause ist.

     Zurück zur Portraitübersicht

 

Portrait März 2007