Christoph und Nadia (35)    Tochter: Ayla (3)

 

Erst einmal kamen viele Fragen, als Vollzeit-Hausmann Christoph das erste Mal auf den Spielplätzen und in der Chrabbelgruppe auftauchte. Inzwischen ist das aber ganz normal. Einzig seine Vorurteile dazu, worüber Mamis sich schwergewichtig unterhalten, haben sich grösstenteils bestätigt: direkt kindbezogen und relativ wenig anderes.  

Ideal wäre es für Christoph und Nadia gewesen, wenn sie beide zu ungefähr 50 Prozent erwerbstätig hätten sein können, um den Rest der Zeit mit der Familie und für sich zu verbringen. Da es Nadia an ihrem Arbeitsort aber gut gefiel, Christoph jedoch weniger, und da sie zudem gleich gut verdiente wie er, war bald klar, dass er künden und sich hauptsächlich der Familienarbeit widmen würde. Mit ausschlaggebend war wohl auch, dass Christophs Firma, in welcher er als Elektroingenieur arbeitete, keine Teilzeitstellen aus familiären Gründen unter 80 Prozent zuliess.

Nadia reduzierte ihr Arbeitspensum auf 80%. In ihrer Firma gibt es zwar keine Firmeninternen Richtlinien in Bezug auf Teilzeitarbeit, aber ihre Abteilung ist diesbezüglich sehr offen. Trotzdem gibt es dort praktisch nur Frauen, die Teilzeit arbeiten.

Finanziell kommt die Familie  so gut durch. Nadia: «Ich denke, viele Paare arbeiten so viel wegen des Geldes. Weil sie ihren Standard haben, an den sie sich gewöhnt haben, nicht weil es notwendig wäre. Im Grunde kommt man mit wenig aus, wenn man die Prioritäten anders setzt.»

So ist nun zwar Christoph offizielle Ansprechperson für die kleine Ayla, doch auch Mami Nadia ist viel zu Hause, am Freitag den ganzen Tag und unter der Woche bereits um 17 Uhr. Das geniesst Ayla sichtlich. Papa Christoph: «Wenn etwas nicht gut ist, dann rennt Ayla trotzdem erst einmal zu Mami. Sie hat eine starke emotionale Bindung zu ihr. Wenn sie sie festhält, dann ist das sehr innig.»

Bald wird Ayla nun ein kleines Geschwisterchen bekommen. Nadia würde nach dem Mutterschaftsurlaub gerne auf 60% reduzieren, Christoph möchte eventuell wieder in einem kleinen Pensum erwerbstätig sein. Er träumt dabei von einem Job, der zu ihm passt und mit dem er zu einer besseren Welt für alle beitragen kann. Als Ayla zur Welt kam, machte er sich stärker und emotionaler denn je Gedanken über die Welt und wie die Zukunft aussehen wird, in der seine Tochter einmal leben wird.

 

Familienatmosphäre

Wenn wir alle drei am Tisch sitzen beim Nachtessen und dann manchmal eine Kerze anzünden. Oder wenn wir zu dritt auf dem grossen Bett liegen und reden oder spielen. Dann sind wir nicht nur physisch zusammen, sondern es kommt auch das Gefühl auf, dass wir zusammengehören.

 

Highlights

Wenn ich mit Ayla spiele, dann geniesst sie das manchmal richtig und lässt einem spüren, dass sie einem mag. Zum Beispiel wenn sie so richtig «gigelet».

Sie hatte eine Giraffe, die sie sehr gern hatte. Einmal sah ich ihr zu, als sie mich nicht bemerkte, wie sie sich mit der Giraffe unterhielt und sie ganz lieb streichelte. Da wurde es mir ganz warm ums Herz.

 

 

 

Damit kann man mich jagen

Wenn Termine anstehen oder ich zu einem bestimmten Zeitpunkt irgendwo sein muss und Ayla sich sträubt und einfach nicht vorwärts machen will. Oder wenn sie ins Bett sollte und sich gegen das Pyjama-anziehen wehrt. Das liegt mir überhaupt nicht, wenn ich sie dann zwingen «muss».

 

So organisiere ich mich

Ich bin eher der Planer. Einmal im halben Jahr ziehe ich beispielsweise los und kaufe einen Berg Ökowindeln auf Vorrat.

 

Typisch Hausmann!

Ich habe so meine Regeln, die mir wichtig sind. Nachhaltigkeit ist für mich mehr als ein leeres Modewort. Die Bratpfanne beispielsweise sollte immer abgewaschen werden, so lange es dank Restwärme noch gut und effizient geht, da lege ich Wert drauf. Und ich gehe manchmal allen nach und lösche das Licht, wenn es vergessen geht. Ich sage dann jeweils «Lichtalarm!» oder «Energiealarm!», um die anderen daran zu erinnern.

 

Arbeitsteilung

Wir haben uns nie konkret organisiert. Unser Leben hat sich so eingespielt. Einkaufen, Technisches, Terminplanung mache meistens ich. Die Küche ist ebenfalls eher mein Revier. Da kann ich ungestört kochen und abwaschen und singe oft dazu. Um die Wäsche kümmert sich eher Nadia, weil sie öfters frische Kleider braucht. Putzen ist ihr ebenfalls wichtiger als mir, was nicht heissen will dass ich mich ganz davor drücke ;-).

Arzttermine und ähnliches nehmen wir meist gemeinsam wahr. Für Waldspielgruppe, Chrabbelgruppe und monatlichen Vater-Kind-Treff bin ich zuständig, bei letzteren zwei helfe ich organisatorisch mit.

 

So tanke ich auf

Wenn ich mich nach dem Mittagessen kurz hinlegen kann, wenn Ayla ihren Mittagsschlaf macht, dann bin ich wieder fit, auch wenn es nur 15 Minuten sind.

Dazu gehe ich regelmässig schwimmen und treffe mich mit Freunden. Dann schauen Nadia, die Grosseltern oder meine Geschwister  zu Ayla.

 

Das treibt mich

Ich möchte viel und gute Zeit mit meiner Familie verbringen. Ich finde es sehr spannend, zu sehen wie Ayla wächst, Neues lernt und sich entwickelt.

Das klassische Schweizer Rollenbild stört mich. Väter sollten offiziell gleichberechtigte Möglichkeiten haben, die Kindphase zu begleiten.

Meine Eltern gingen oft mit mir raus in die Natur. Dies möchte ich auch mit meinen bald zwei Kindern tun.

 

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Portrait Februar 2009