Erfolgsproduzent, Autor und Hausmann    Kinder: Nilou

 

Wie Kinder in der heutigen hektischen Zeit aufwachsen, das beschäftigt Chris von Rohr und darüber hat er schon einiges geschrieben. Chris von Rohr:

«Meine Tochter Nilou durch all die Jahre begleiten zu dürfen ist für mich die grösste Erfüllung meines Lebens und ich bedaure tief alle Menschen, die das schicksalsmässig verpassen oder glauben, dass es wichtigere Dinge gibt als Zeit mit Kindern. Mein Lieblingszitat von Albert Einstein heisst denn auch: Es gibt keine grossen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf dieser Erde gibt.

In der Bibel heisst es "werdet wie die Kinder" und nicht "seid wie die Kinder", um das geht es. Glaubt mir, ich habe alles gehabt, was ein Mann begehren kann - von der schönsten Frau über viel Kohle bis zum Rolls Royce. Das alles bedeutet gar nichts ohne die Magie der Kinder. Lieber würde ich heute im Wohnwagen wohnen, dafür mit Kind als alleine im goldenen Schloss.»

Am liebsten erkundet Chris von Rohr gemeinsam mit seiner Tochter Nilou die Natur und lässt sie die Welt im direkten Kontakt erfahren. Was ihn daran fasziniert und bewegt, möchte er ihr zeigen.

Zwei- bis dreimal in der Woche kocht Papa von Rohr sogar für seine Tochter. Sie darf natürlich heftig mitkochen und den Herd versauen. Da hat er ihr einiges zu bieten, denn früher war er mal Vizekoch in der Genossenschaft Kreuz in Solothurn. Seine Spaghetti Tornado haben schon manch eine italienische Mama ins Elend getrieben.

Was den Vater Chris von Rohr ausmacht, dazu lassen wir ihn am besten gleich selbst zu Wort kommen:

 

 

HALLO  VÄTER

«Im Mann erkenne ich Deinen
liebevollen Schutz.»
Inayat Khan

Es gibt Mütter die leben ihr Muttersein voll, weil sie es spüren, wollen und können. Andere wieder haben nicht so einen intensiven Draht zu ihren Kindern und möchten oder müssen einem Job nachgehen. Dann gibt’s noch verschiedene Modelle dazwischen. Aber wo bleiben eigentlich die Männer? Ja, es gibt ein paar „desperate housemen“ die den Job der Mütter übernehmen, entweder mit oder ohne Partnerin. Diese Männer sind die Ausnahme. Sie kommen genau gleich wie umgekehrt die Mütter bald an ihre Grenzen und könnten ihnen viel von schlaflosen Nächten, lächelnden Nachbarn und spottenden Freunden erzählen. Sie haben meine allergrösste Hochachtung.

Ja, das Vatersein! Wie viele Gesichter hat es doch. Die meisten Väter sind so extrem mit sich selbst beschäftigt, dass sie gar keine Zeit für Kinder haben. Nur, viele merken das nicht, oder erst zu spät. Nun ist aber Kinder haben nicht gleich Katzen haben. So sagte mir doch letzthin ein Fruchtgrosshändler, er könne einfach nicht verstehen, dass seine dreijährige Tochter ihm immer alle Kabel des Computers und Druckers auszieht, wenn er am schreiben sei im Arbeitszimmer. Ich sagte ihm fadengerade: Vielleicht solltest du dich einfach mal etwas mit deiner Tochter befassen wenn du schon zu Hause bist, anstatt Businessrapports zu schreiben. Er schaute mich mit grossen Augen an. „Ihre Mum ist doch da und mein Chef hätte auch keine Freude“. Er tat mir leid und das Mädchen noch mehr.

Etwas anders ging ein geschätzter Musikerkollege an die Sache ran. Er öffnete seine Dukatenschatulle und bezahlte 50'000 Franken um das Sorgerecht für sein Kind zu bekommen. Er übernahm die Verantwortung und  seine Exfrau hatte wieder mehr Zeit für Discos oder sonst was.  Dann gibts Männer, die sind so mit ihrer Karriere verheiratet, dass alleine der Gedanke, sich um Kinder kümmern zu müssen, eine mittlere Krise bei ihnen auslöst.  So einer war ich auch mal. War das ok? Ja, es war gut. So habe ich wenigstens keine Frauen und Kinder mit meiner ständigen Abwesenheit und Unverbindlichkeit ins Elend gestürzt.

Die Väter, seien sie gesegnet, bedürfen alle der Heilung! Wir vergessen oft das, was wichtig ist. Wir verlieren uns übermässig in unseren Aufgaben und unserem Beruf. Unser „Versorgerinstinkt“ wird häufig fehlgeleitet, da wir durch Überarbeitung erschöpft sind, auch bedingt durch die ursprüngliche Absicht, für uns und unsere Familie ein sicheres Nest zu schaffen. Nach allem „Versorgen“ fühlen wir uns  zu ausgebrannt, um noch voll für andere da sein zu können. Viele von uns haben geschworen, nie so zu werden wie unsere Väter, an die wir uns als arbeitssüchtig erinnern. Dann stellen wir zu unserer Überraschung fest, wir tun das gleiche. Das kann bitter sein, und gleichzeitig vergessen wir die guten Seiten unserer Väter und die Art und Weise, in der sie sich aufrichtig bemühten. Nein, sie werden von vielen als ungerecht, intellektuell, kalt, gleichgültig, herzlos, misshandelnd und workoholic beschrieben.

Heute weiss man, es ist schwierig ein bewusster Vater zu sein. Dazu kommt: Bevor ein Mann sich vollkommen als Vater erkennt, sollte er seine Beziehung zu seinem eigenen Vater klären, sonst wird seine eigene Vaterschaft in Mitleidenschaft gezogen. Wir denken negativ über unsere Väter, da wir durch sie Desillusionierung erlebten. Wir vergessen, Desillusionierung ist die Befreiung von Illusion und deswegen auch segensreich. Das ist nicht einfach, da wir als Kinder fast soviel von unserem Vater erwarteten als wäre er Gott-Vater. Wir kamen aus dem strahlenden Licht der Sonne hinter der Sonne, und stellten dann fest, dass es hier auf der Erde eher erdiger als himmlisch zu geht. Dies zu erkennen und es leibhaftig zu erfahren ist oft hart. Aber jeder muss seinen Weg finden.

Später, wenn das Leben uns vielleicht zu Vätern macht, gibt’s ein paar wahre Tipps die auch ich mir zu Herzen genommen habe. Hier sind sie:

-> Sei dich selbst, verstell dich nicht, Kinder spüren das.
-> Gib immer wieder weiter, was dich wirklich beseelt, egal ob Geschichten, Natur, Ruhe, Musik, Sport oder Wissenschaft.
-> Sei voll anwesend in Geist, Körper und Seele. Lerne zuzuhören. Der präsente Vater ist ein Geschenk. Allein durch seine Anwesenheit herrscht eine andere Energie, und es fällt dem Kind leichter sich von der Mutter zu lösen, um selbständig zu werden.
-> Wenn Väter ihren Kindern Zuspruch und Ansehen schenken und dies auch in heilsamen Ritualen ausdrücken, dann stärken sie das Selbstwertgefühl des Kindes und geben ihm Stabilität für die Zukunft in dieser oft so oberflächlichen und verwirrenden Leistungsgesellschaft.
-> Und zu guter Letzt: Vergessen wir nie die Mutter unseres Kindes zu ehren, auch wenn wir sie manchmal nicht verstehen. Ein jüdisches Sprichwort sagt: Weil Gott nicht überall sein kann, schuf er die Mutter. Wie wahr!... Und manchmal auch den Vater.

Text aus Chris von Rohrs Kolumne «si notabene»

Weitere Texte von Chris von Rohr auf diesen Seiten:

«Wer rettet die Familie?»
«Fremdbetreut»

 

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Portrait April 2009