Alter: 40    Kinder: Sophia, Laura, Alessia (alle 3 Jahre)

 

Das muss wahre Liebe sein! Donato verlässt Arbeit und Wohnung in Genf und zieht zu seiner Partnerin Sabine an den Zürichsee, um als Hausmann die gemeinsamen Drillinge zu betreuen. Aber so einfach, wie Micheline Calmy-Rey es sich vorstellt, ist das nicht. Vor zwei Jahren hörte er Calmy-Rey nämlich am Fernsehen sagen:«Liebe Männer, versucht es einmal umgekehrt: bleibt zu Hause, schaut zu den Kindern und lasst Eure Frauen Karriere machen.» Die Idee höre sich so einfach und gut an, meint Donato , «aber in der Praxis, da ist alles viel komplizierter. Sie hat ja keine Ahnung, was das überhaupt bedeutet! Wenn Frauen, die zu Hause arbeiten sagen, sie haben ein Problem mit der Anerkennung, dann kann ich jetzt verstehen, was sie damit meinen. Die Gesellschaft ist nicht auf Famiien mit kleinen Kindern eingestellt.»

Das fängt bei den kleinen Dingen an. Wenn die Familie mit den Drillingen ein Restaurant besucht, lässt der Kellner gleich die Mundwinkel sinken. Oder in ihrer vorherigen Wohnung, da klappte es nicht mehr mit den Nachbarn. Diese hatten beispielsweise ihre strikten Regeln und Benutzungszeiten für die Waschküche. Dass mit Drillingsbabys Berge von Wäsche anfallen und  eben auch einmal etwas eine oder zwei Stunden länger liegen bleibt, wenn gerade alle drei unpässlich sind, dafür fehlte den Nachbarn das Verständnis.

«Drillinge zu haben bedeutet Schichtarbeit» so Bonavitacola, «Das ging gleich nach der Geburt los» Seine Partnerin Sabine hatte immer gesagt: ich habe drei Kinder im Bauch, niemand versteht, was das bedeutet. Im Spital verstand Donato dann, was es heisst. Es blieb keine Zeit, um nachzudenken. Die Hebamme stellte einen 24-Stunden-Einsatzplan auf. Sie taten beide nichts anderes, als rund um die Uhr schöppeln und wickeln. Es dauerte eine halbe Stunde, bis ein Baby 35ml Milch getrunken hatte. Danach wägen, wickeln, anziehen, schlafen legen. Dann kam das nächste Baby dran und nach dem dritten war schon bald wieder das erste an der Reihe. Nach 12 Stunden war Schichtwechsel. Sabine übernahm den Tag, Donato die Nacht. Er hatte zuvor noch nie Kinder gepflegt. Die Hebamme zeigte ihm alles und er lernte sozusagen «on the job».

Am Anfang hatte die Familie einen Drillings-Kinderwagen. Wenn der Vater damit auf die Strasse ging, war das, als ob George Clooney  an der  Bahnhofstrasse spazieren gehen würde. Donato : «Es fielen immer dieselben zwei Bemerkungen: herzig! viel Arbeit! Ich bin ein kontaktfreudiger Mensch und hätte auch gerne einmal etwas geplaudert. Aber es hiess immer nur: herzig! viel Arbeit! In Uetikon, wo wir wohnten, haben die Leute sogar gebremst und sich im Auto umgedreht, um zu schauen.»

Partnerin Sabine hatte 4 Monate Mutterschaftsurlaub und danach noch 6 Monate unbezahlten Urlaub. Beider waren sich einig, dass sie auf jeden Fall in ihrem Job bleiben würde. Donato : «Sie ist eher der Karrieretyp als ich und sie liebt ihre Arbeit.» Zu Hause hilft seit zwei Jahren unsere Tagesmutter Margrit an drei Tagen pro Woche mit. Dies ist eine grosse Entlastung.

Auch Donato hatte geplant, wieder eine Arbeit zu suchen. Doch nach einem Unterbruch von zwei Jahren stellte sich das als erstaunlich schwierig heraus, obwohl er einen Abschluss an der Technischen Hochschule mitbrachte, schon am CERN in Genf gearbeitet hatte und über langjährige Berufserfahrung als Datenbankanalyst verfügte. «Man hatte auch Angst, dass ich als Drillingsvater dann ständig fehlen würde, wenn die Kinder krank sind und so weiter.» erklärt er. Ein Krippenplatz war ebenfalls nicht zu finden für die drei. Auf dem 70. Platz der Warteliste standen die drei.

Als es mit der Stelle nicht klappte, machte sich Donato als Mann ganz selbstverständlich auf den Weg zum Arbeitslosenamt. Doch der Beamte dort dachte nicht daran, ihm als betreuenden Vater Arbeitslosenunterstützung zu bewilligen. «Ich war total frustriert, dass der Beamte überhaupt nicht verstand, wovon ich sprach», erinnert sich Donato an die Begegnung. Dass er und seine Frau beide 100 Prozent arbeiten würden, kann er sich inzwischen auch nicht mehr vorstellen: «impossible!», aber einen Ausgleich zur Arbeit zu Hause in Teilzeit, das würde er sich schon wünschen.

 

 

 

 

Familienatmosphäre

Am Abend haben wir ein Ritual: Wir gehen alle fünf in ein Bett und kuscheln. Das hat mich die Hebamme gelehrt. Sie sagte: Sie öffnen ihr Hemd und legen das Baby auf ihre Brust, das beruhigt. Am Abend, wenn die Kinder unruhig sind, weinen, es hektisch ist, fragen sie «Papa kuscheln?» Dann wird alles ruhig, der Puls verlangsamt sich, ich liebe das!

Highlights

Die Sprache. Ich spreche mit meinem Kindern französisch, Sabine hochdeutsch, die Tagesmutter schweizerdeutsch und meine Mutter und meine Schwester sprechen italienisch mit ihnen. Dieses Jahr waren wir für drei Wochen in Italien bei meinen Eltern. Mein Vater kam zur Tür herein mit Milch und sagte «Latte». Die Kinder wussten sofort, wovon er sprach. Sie haben vieles verstanden, was in Italienisch gesprochen wurde. Das hat mich unheimlich gefreut, denn bis vor kurzem waren die drei Mädchen in ihrer Entwicklung in allem später  als Gleichaltrige und jetzt habe ich das Gefühl, dass sie aufholen und vor allem ein gutes Sprachgefühl entwickeln. Ich würde übrigens gerne einmal von «Vatersprache» lesen, statt dass man immer nur von der «Muttersprache» spricht :-)

Damit kann man mich jagen

Kinder sind unser Spiegel. Eines der Mädchen schlägt vom Charakter her eher mir nach, zwei der Mami. Die beiden sind sehr ehrgeizig und können extrem stur und eigenwillig sein, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt haben. Sie wollen dann alles alleine machen und lassen sich partout nicht helfen. Wenn ich zum Beispiel morgens in die Küche komme und Frühstück machen möchte, sage ich ihnen, sie sollen etwas Geduld haben. Sie sind dann ungeduldig und stürmen die Küche, wollen alles nehmen und ich komme überhaupt nicht mehr vorwärts.

 

So organisiere ich mich

Was die Kinder anbelangt, müssen wir sehr gut organisiert sein, damit alles klappt. Sonst sind wir beide eher der chaotische Typ. Unser Leben als Familie planen wir vorneweg. Die letzten Jahre kam so viel Neues auf uns zu, das nicht planbar war. Wir haben uns daher angewöhnt, von Zeit zu Zeit  in Ruhe zusammenzusitzen und gemeinsam zu planen, wie es weitergeht. Wir sind beide sehr temperamentvoll, dynamisch und auch unruhig. Tagesmutter Margrit ist das Gegenteil von uns, sie ist total ruhig. Sie ist ein guter Kontrast in unserem Alltag.

Typisch Hausmann!

Es gibt zwei Dinge, die immer auf Vorrat da sein müssen: Milch und Pampers. Fehlt eines davon im falschen Moment, zum Beispiel morgens um halb sieben, wenn alle Geschäfte geschlossen sind, ist das die Hölle und der daraus entstehende Stress kann einem den ganzen Tag verderben. Daher kontrolliere ich immer persönlich, ob noch genug Milch und Pampers im Vorrat sind.


So tanke ich auf

Nachts, wenn die Kinder schlafen, werde ich kreativ. Da konstruiere ich und baue kleine Miniaturen. Ich fahre auch sehr gerne Velo. Mit dem Dreier-Kinderwagen wurde ich letztes Jahr zweiter im Greifenseelauf. Das hat echt Spass gemacht.

Einmal im Jahr nehme ich eine Woche Ferien für mich allein. Da gehe ich mit einem Freund nach Italien mit dem Velo. Diese Woche brauche ich, um meinen Kopf frei zu kriegen. Für diese Velotour habe ich auch einen kleinen Routenplaner gebaut, den ich ans Velo montieren kann und den ich mit dem Reisefortschritt vorwärtsdrehen kann, sodass ich immer den aktuellen Kartenausschnitt im Blick habe. Aus Jux habe ich für diesen «Bonavigator», wie ich ihn getauft habe, eine Dose und ein Echtheitszertifikat gefertigt, sodass er jetzt wie ein professionell hergestelltes Präszisionsinstrument daher kommt.

Das treibt mich

Ich möchte, dass meine Kinder gesund und zufrieden sind und – dass sie träumen können. Manchmal ist das schwierig im täglichen Stress, aber man muss träumen können, das ist mir sehr wichtig.

Ich möchte meinen Kindern als Vater da sein. Mein eigener Vater war voll berufstätig und nur am Wochenende zu Hause. Eine Mutter kann den Vater nicht ersetzen. Frauen sind meist vorsichtiger, ängstlicher, haben Angst vor Spinnen oder Mäusen. Als Vater möchte ich meine Mädchen den Mut  lehren und die Neugier, die Welt zu entdecken. Ich möchte ihren Forscherdrang wecken. Sie sollen Neues wagen, lernen, ausprobieren, auch einmal auf die Nase fallen und wieder aufstehen.

 

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Portrait November 2007