Alter: 38   Kinder: Siro (4 1/2 ) und Mervée (1 1/2)

 

Valérie wohnt mit ihrer Familie seit 5 Jahren in Ottenbach – draussen in der Pampa, wie sie liebevoll hinzufügt. Das alte Bauernhaus ist gemütlich eingerichtet. Der grosse Umbau steht ihnen erst noch bevor – es ist zurzeit ein steter Wandel im Gang…

Im Wandel befindet sich auch Valérie. Sie geniesst ihre Familie und das «Eingebettet-Sein» im ländlichen Dorf, den Kontakt zu den Menschen. Trotz der ländlichen „Stille“ bewegt sich im Moment eine Menge in ihrem Leben und sie steht vor der bekannten Herausforderung, nämlich: Wie bringe ich Familie und Beruf unter einen Hut?

Nebst ihrem Mutterdasein, ist Valérie Gestalterin, Eventveranstalterin und Vorstandsmitglied im Frauenforum Ottenbach. Das 80 Frauen starke Frauenforum engagiert sich für Frauenanliegen; portiert Kandidatinnen für politische Ämter und organisiert diverse kulturelle Veranstaltungen. So arbeitet Valérie abends oft an grafischen Projekten oder Gestaltungsideen. In diesen Bereichen kann sie ihre Ideen einbringen, sich entfalten und das wiederum sieht man ihrer Arbeit an. Kein Wunder also, dass sich ihr Talent herumgesprochen hat und sie von vielen Seiten Aufträge erhält.

Valéries neustes Steckenpferd ist das « Nachtcafé Augenweid ». Die Idee dazu geisterte schon einige Jahre herum, nun ist es seit Ende September 05 für jedermann und jedefrau offen. Unten im Haus hat sie mit ihrem Mann eine ehemalige Sattlerei zur Bar und Loungeecke umgebaut, welche sie nun mit ihrer Geschäftspartnerin führt. Zweimal im Monat, wenn in Ottenbach die Lichter ausgehen, öffnet das «Nachtcafé» und lädt zu bewegenden Begegnungen oder auch nur zu gemütlichem Zusammensein.

Doch immer abends aktiv und tagsüber Mutter sein, das zehrt auf die Länge an den Reserven. «Es wäre schön, einfach wieder einmal ins Sofa zu hängen und nichts zu tun.» seufzt sie. «Wie weiter?» fragt sie sich. Die gestalterische Arbeit gehört zu ihr und ohne sie ist sie nur ein halber Mensch. «Mutter sein ist wunderschön. Daneben bin ich aber auch noch ganz viel anderes. Ich bin ein Wesen mit vielen Facetten, welche ich ausleben möchte.»

Ist sie jedoch einmal drei Tage ohne Kinder, spürt sie wieder, was das «Essentielle» ist: die Familie. «Wenn die Kinder nicht da wären, würde mir tief in meinem Inneren das eigentliche Glück fehlen. Dario, mein Mann, bemerkte einmal, seit Siro auf die Welt gekommen sei, habe er sich nie mehr nach dem Sinn des Lebens gefragt. Da ist etwas dran.»

Ihr Mann würde gerne einen Teil der Familienarbeit übernehmen und im Beruf reduzieren, aber dafür ist Valéries Einkommen noch zu wenig stabil. Und die Kinder abgeben, das kann und will sie nicht. «Was ist mir wichtig? Wo soll ich Abstriche machen? Was braucht meine Familie? Was brauche ich?» diese Fragen werden ihr wohl noch für einige Zeit den Schlaf rauben.


Nachtcafé Augenweid

Muristrasse 8 in 8913 Ottenbach
geöffnet jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat
von 19.30-24.00 Uhr

 

Familienatmosphäre

Der Esstisch ist ein wichtiger Ort und das Essen selbst. Das Chaos am Tisch, wenn’s keine Sekunde ruhig ist und 1000 Fragen beantwortet werden wollen. Das ist richtiger Familygroove.

Highlights

Das sind die vielen kleinen Zärtlichkeiten, die den Tag hindurch ausgetauscht werden in der Familie. Wenn zum Beispiel Siro einfach so auf Mervée zugeht, sie umarmt und küsst und sie ihn dann auch in den Arm nimmt. Wenn ich sehe, wie die beiden sich gerne haben. Das sind meine Highlights.

Damit kann man mich jagen

Es nervt mich, wenn Leute auf Details herumreiten, die für mich unwichtig sind. Ob tagsüber das Garagentor offen steht oder die Gartentür, das finde ich nebensächlich. Andererseits habe ich auch meine pedantische Ader, deshalb rege ich mich wohl so darüber auf.

So organisiere ich mich

Ich gehe nach dem Rhythmus der Kinder, was für meine berufliche Tätigkeit zurzeit noch zu manchem Spagat führt. Ich bin nicht der Typ, der alles durchplant, ich brauche die Spontaneität und den Spielraum. Am Morgen weiss ich zum Beispiel meist noch nicht, was ich zu Mittag koche und manchmal gehe ich zweimal am Tag einkaufen.

Mit den Kindern habe ich hingegen einen strikten Rhythmus bezüglich Essen, Schlafen und diversen Alltagsritualen. Das gibt ihnen eine klare Struktur.

Typisch Hausfrau!

Ich sehe es gern, wenn im Haus nicht alles herumliegt. Das ist zurzeit jedoch mehr eine Utopie als ein reeller Zustand, da Mervée die Königin des „Mitschleppens und Liegenlassen“ ist.

Arbeitsteilung

Unsere Aufteilung ist (fast) klassisch. Dario arbeitet Vollzeit. Jeden zweiten Freitag ist er jedoch zu hause und baut sukzessiv am Haus um. Ich sehne mich nach dem Tag, an welchem unser Haus fertig umgebaut ist – dann wird Dario an diesen Freitagen seine Vaterrolle wieder vermehrt übernehmen können.

So tanke ich auf

Ich gehe oft mit den Kindern raus in die Natur. Da kann ich entspannen und Weitsicht gewinnen.

Beim grafischen Gestalten am PC sowie beim Erstellen von Dekorationskonzepten lebe ich meine Kreativität aus; von dieser Kraft schöpfe ich jeden Tag. Diese kommt mir sowie meiner Familie zugute.

Das treibt mich

Gestaltung ist meine Leidenschaft. Hier im Säuliamt sind wir draussen, weit weg von der Stadt, in der es alles dreifach gibt und der Markt gesättigt ist. In dieser „Unvollkommenheit“ können wir etwas ausprobieren, Ideen umsetzen, mit unserer Unerfahrenheit auch mal etwas wagen. Das geniesse ich unheimlich. Ich möchte ein Ottenbach, das lebt. So schaffe ich mir zusammen mit anderen einen schönen Ort, an dem sich meine Familie und ich wohlfühlen und wir wachsen können.

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Portrait Oktober 2005